Barrierefreie PDF sind einer der ganz großen Themen wenn es um digitale Barrierefreiheit geht. Es gibt sie einfach überall, meist wenig bis gar nicht optimiert, egal in welcher Hinsicht. Das einmal beiseite geschoben sprechen wir heute ausschließlich über die Standards für barrierefreie PDF, die PDF/UA-1 und PDF/UA-2. Klingt gut, oder? Los geht’s!
Technisch korrekt umgesetzt und trotzdem nicht nutzbar
Bevor wir beginnen ein Hinweis: PDF/UA-2 wird noch nicht mit all seinen Funktionen von allen Technologien wie beispielsweise Screenreadern unterstützt. Der Standard ist sozusagen seiner Zeit oder zumindest dem technischen Stand voraus. Es kann also passieren, dass Du Deine PDF barrierefrei nach dem neuen PDF-Standard 2 erstellt hast, diese ganzen Features in der Praxis aber noch gar nicht ankommen. Lass Dich davon nicht entmutigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Anbieter von Screenreadern & Co. hier nachziehen.
Konkretes auslagern für schnellere bürokratische Prozesse
Ähnlich wie auch bei BITV 2.0 und den BFSG wird mehr referenziert als selbst konkret benannt. Das vereinfacht den bürokratischen Prozess enorm. Für die PDF/UA-2 im Vergleich zur PDF/UA-1 bedeutet das schlicht, dass viele Regelungen wie zum Beispiel die Verschachtelung der Tags (Hierarchie-Vorgaben) nicht mehr im PDF-Standard selbst benannt werden.
Was ist neu im Detail
Title-Tag
Es gibt jetzt einen Tag explizit für den Titel des PDF-Dokuments. Das heißt, es muss nicht mehr ein Absatz- oder Überschriften-Tag nutzen.
Textformatierung
- Fettungen: Es können die aus HTML bekannten Fettungen <em> und <strong> nun auch innerhalb eines Absatzes genutzt werden.
- Artefakte: Artefakte oder genauer <artifact> sind jetzt ein eigenes Tag. Damit kann nun jedes beliebige Element mit einem <artifact> versehen werden. Die Konsequenz: Es ist zwar in der Tag-Struktur, wird aber als Schmuck-Element interpretiert und damit von Screenreader ignoriert.
Navigation
- Seitenleiste-Element: Infoboxen und Bilder neben dem Text waren immer ein großes Problem. Nun können solche Elemente mit dem <aside>-Tag ganz einfach als Seitenleiste-Element gekennzeichnet werden. Das erhöht das Verständnis und die Übersicht über den Text.
- Heading-Struktur: Die aus der HTML und SEO bekannten Headings gab es schon länger. Nun können aber hierarchische Reihenfolge ignoriert werden. Außerdem sind auch Überschriften außerhalb des etablierten H1-H6 möglich. Ob das sinnvoll ist, musst Du selbst beurteilen, persönlich rate ich Dir davon ab.
- Sprungmarken auf Textstellen: Im alten PDF-Standard 1.7 war es nicht möglich, auf spezifische Textstellen innerhalb einer Seite des gleichen Dokuments zu springen. Das ist nun möglich, zumindest für Strukturelemente wie zum Beispiel ein Überschriften-Tag.
Bilder und Grafiken
Bilder und Bildunterschriften können nun besser miteinander verknüpft werden. Gerade bei einer großen Zahl von Bild plus Beschriftung hintereinander wurde es bislang schnell unübersichtlich und die richtige Zuordnung war schwer.
Was gibt es im PDF/UA-2 nicht mehr?
- Zitate: Einige Tags sind auch weggefallen. Das für mich relevanteste ist das Zitat-Tag <blockquote>. Aber dafür gibt es eine Lösung, die Namespaces, zu deutsch Namensräume. Dazu gleich mehr.
- Fußnoten: Dieses Tag gibt es zwar noch mit identischer Funktion, es die Syntax also die Schreibweise hat sich geändert. Früher war es <Note>, im neuen PDF-Standard 2.0 ist es <FENote>
Quellen
Wenn Du Dich noch intensiver damit beschäftigen möchtest, kann ich Dir dieses YouTube-Video nahelegen. Dort sprechen echte Experten miteinander und zum Thema barrierefreie PDF sowie den Unterschieden von PDF/UA-1 und PDF/UA-2.